Der Wille zur Liebe. Roman by Elke Vesper

Der Wille zur Liebe. Roman by Elke Vesper

Autor:Elke Vesper [Vesper, Elke]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783104028149
Herausgeber: FISCHER E-Books
veröffentlicht: 2013-10-30T04:00:00+00:00


Diese Nachricht machte es nicht leichter, den Hamburger Alltag zu ertragen. Als Hitlers Stimme aus dem Rundfunk schrillte: »Wir müssen die reine Verteidigung wieder überwinden und dem Gegner mit schweren Schlägen so lange zusetzen, bis endlich die Stunde kommt, da die Vorsehung dem Volke den Sieg geben wird, das ihn am meisten verdient«, ermahnten Stella und Lysbeth einander gegenseitig still mit den Augen, nicht lauthals ihrem Ekel Ausdruck zu verleihen.

Der Hamburger Alltag war geprägt durch traurige Eindrücke.

Stella sah eine schwarzgekleidete junge Frau mit einem Kind auf dem Arm, die weinend einen Blumenstrauß auf die Trümmer legte.

Es gab viele hungrige Italiener. Überhaupt gab es bald mehr Italiener als Hamburger Männer, seit die Alliierten Italien besetzt, die Italiener Mussolini entmachtet, einen Nichtangriffspakt mit den Alliierten geschlossen und die Deutschen daraufhin kurzerhand an den von ihnen besetzten Orten die italienische Armee entwaffnet und die Soldaten gefangen genommen hatten. Manchmal sangen die italienischen Kriegsgefangenen bei der schweren Arbeit, die sie in den Trümmern verrichteten.

Die Italiener arbeiteten auch in den Gärten der Kippingstraße. Nun hackten sie die überständigen Fliederbäume der Solmitz um. Stella und Lysbeth mussten sich sehr kontrollieren, um den hungrigen Männern nicht etwas zuzustecken, aber sie wussten, dass das lebensgefährlich war. Luise raunte verschwörerisch, als sie Stella und Lysbeth das nächste Mal auf der Straße traf: »In dem unberührten Kohlenbunker unter dem zerstörten Haus hat Frau Oeser noch Eingemachtes. Sie klettert in die Trümmer und holt sich, was sie braucht. Aber neulich hat sie festgestellt, dass auch andere das getan hatten. Wir vermuten, die Italiener. Ich habe schon zweimal einen von ihnen in unsern Garten klettern sehen und habe mich schon gewundert. Aber jetzt ist mir alles klar.« Alle drei Frauen gönnten es den Italienern von Herzen, sich im Keller von Frau Oeser etwas zu essen zu holen.



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